Oide nach Athen tragen - Kapitel 4

Heute sind wir einigermassen geschafft. Schliesslich war ja gestern auch Sylvester, und wenn wir nach Kilometern bezahlt werden wuerden, koennten wir wohl ewig weiter in Athen Urlaub machen. Aber bald gehts wieder zurueck, und wir freuen uns auch schon wieder auf daheim.

Wie immer, der chronologische Teil ;) :

Tag 7: Sylvester. Beginnt erstmal ein bisschen verschlafen. Nach dem Fruehstueck gehts erst mal in die Badewanne, gestern hab ichs nicht mehr geschafft. Elli legt sich derweil nochmal aufs Ohr.
Es dauert eine gute Zeit, bis die Finger schrumpelig genug sind um aufzubrechen. Irgendwann gibt aber jede Fingerkuppe nach, und so sitzen wir ca. um 11 Uhr in der Metro nach Piraeus, oder Piraeas, wie die Griechen sagen.
Metro fahren ist denkbar einfach in Athen. Es gibt nur 3 Linien, und alles wird schoen saeuberlich nochmal auf Englisch wiederholt. Wie ueberall auf der Welt. Kurz vor Piraeus steigen in paar Kinder in den Zug. Sie haben Triangeln dabei, und waehrend sie eifrig mit Eisenstaeben in den metallischen Dreiecken ruehren, krakeelen sie wohl irgendein Neujahrslied. Unsere Ohrwascheln drehen sich mit und gegen den Takt der Ruehrstaebe im Dreieck. Wir verstehen nix und sind ob des Klirrens, das uns in unseren Ohren noch laenger verfolgt (Stichwort Phantomschmerzen), sichtlich verstoert. Wir kommen nicht dazu, die Kinder fuer ihre anruehrende Volksweise zu belohnen, ehe wir ahnen wozu das Ganze gut ist sind sie auch schon wieder raus aus dem Zug.

In Piraeus steigen wir aus der Metro direkt in einen Flohmarkt. Anscheinend ist das ein offizieller, denn die Haendler halten nicht gestresst in alle Richtungen gleichzeitig Ausschau nach dem naechsten Polizisten, vor dem sie in Panik fliehen muessen. Ohne etwas zu kaufen erreichen wir eine Bruecke und schliesslich das Pier mit ganz grossen Schiffen!!! Elli ist hin und weg. Wir schauen alle Schiffe an, und schier magnetisch zieht es uns zum Platzhirschen, einem mind. 10-stoeckigen Riesendampfer, der wohl der Enterprise Konkurrenz gemacht haette. Dieser liegt an einer Ein-/Auscheckhalle, die uns spontan an einen Flughafen erinnert. Wir beobachten das Treiben bei einer Tasse Cappucino.

Dann sehen wir ihn. Er hat keinen Namen. Nennen wir ihn daher Flohsack. Wir sehen Flohsack, als er den gleichen Weg in die Eingangshalle nimmt, den wir vorher entlang gelaufen sind. Flohsack fixiert uns sofort. Scheinbar desinteressiert rollt er mal hierhin, schnuppert mal dort, bis er sich schliesslich umstaendlich und nicht ohne erbarmungswuerdiges Schnaufen direkt vor unserem Tisch mitsamt seiner fetten Wampe umfaellt. Jetzt liegt er da, der Flohsack, und schaut uns unschuldig aus seinen rehbraunen Hundeaugen an. Flohsack ist nicht dick. Flohsack ist fett. Richtig fett. Ein Quader mit gleich langen Seiten. Flohsack kann sich wohl seinen Hintern nicht pflegen, weswegen er dort eine rehbraune Bob-Marley-Gedaechtnisfrisur zur Schau stellt.
Elli will Flohsack einen Keks geben. Ich verweigere. Stellt euch die Sauerei vor wenn Flohsack direkt an unserem Tisch platzt!

Wir stehen auf und schlendern noch ein bisschen durch die Halle. Flohsack schafft es, ohne fremde Hilfe auf seine vier Pfoten zu rollen, kommt mit einem herzerweichenden Aechzen auf die Beine und verschwindet hinaus in den Athener Tag.
Als wir hinausgehen (Nein, wir brauchen keine Taxi), sehen wir eine Reiseleiterin, die versucht mit ein paar der Hunde anzubandeln. Die Hunde zoegern kurz - zu lange, den schon taucht Flohsack aus dem Schatten auf und beansprucht die Dame fuer sich. Und - man glaubt es kaum - die laesst sich von ihm das Gesicht abschlecken!!! Wir wissen genau wo wir nie nie nie eine Reise buchen werden!

Auf halbem Weg zur Strasse merken wir, dass wir den Reisefuehrer im Cafe vergessen haben. Sie schmust immer noch mit Flohsack. Und wir brauchen immer noch kein Taxi.

Wir machen uns zu den eigentlich interessanten Teilen von Piraeus, den Yachthaefen. Nach einem kurzen Irrweg (ich, meines Zeichens Pfadfinder, bin falsch abgebogen…), kommen wir schliesslich am Meer neben dem Hafen an. Puh, erstmal verschnaufen! Wir lassen uns die Sonne auf die Nasen scheinen. Elli beobachtet das Meer. Ich einen Angler. 20 Grad. Und das an Silvester!

Wir laufen vorbei an den Yachten der Schoenen und Reichen Griechenlands und anderer Laender. Und an ihren Cafes, in entsprechend gehobener Preiskategorie. Wieder mal wundern wir uns, dass es so viele Leute gibt, die so viel Geld haben um sich so ein Boot zu kaufen. Wir schmieden Plaene fuer unser eigenes. Es wird klein, bunt und hat zwei Ruder. Und ist viel schoener…

Unsere Fuesse werden immer schwerer, immerhin stecken schon mehrere Tage Antike in unseren Knochen. Immer langsamer kaempfen wir uns von Zea Marina, dem grossen Hafen, nach Mikrolimanis oder so aehnlich, dem kleinen. Der ist aber absolut nicht sehenswert, ausser man will gediegen direkt am Wasser speisen. Jeder Quadratzentimeter am Ufer ist von den Auswuechsen der nahegelegenen Cafes ueberwuchert. Wir marschieren schon seit mehreren Stunden und beschliessen den strategischen Rueckzug. Schliesslich ist ja auch noch Sylvester. Wir erreichen die Metro nach mehreren Planaenderungen und finden schliesslich den Weg ins Hotel, wo wir erschoepft umfallen.

Nach einer ausgedehnten Siesta beschliessen wir Essen zu gehen. Elli beschliesst, sie will Pasta. Unsere Fuesse nehmen uns unseren Ausflug an den Hafen immer noch uebel, aber bis zum “Cipollini”, Ristorante Italiano, ists nicht allzu weit. Wir finden fast auf Anhieb hin. Geschlossene Gesellschaft. Wir suchen in unserem Reisefuehrer und finden “La Pasteria”, auch kein allzu weiter Fussweg. Geschlossene Taverne. Bloed, aber wir haben ja noch das Polis, das ist nicht allzu weit weg. Geschlossene Eingangstuer, Lichter aus. Vier nicht allzu weite Fussmaersche spaeter sind wir im Evergreen, einem Laden, der sich nicht zwischen Alternativkost, Fast Food, Restaurant und Mitnahmetheke entscheiden kann. Wir essen seht gut und einigermassen guenstig. Komischerweise gibt es in Athen naemlich von Mitte Dezember bis Mitte Januar und dann nochmal ueber Ostern einen Zuschlag zwischen 8% und 12%. Keiner konnte uns bisher erklaeren warum.
Danach gehts zum Kotzia-Platz. Wir haben schon die ganze Zeit die riesige Buehne begutachtet, jetzt sehen wir sie im Einsatz. Eine ziemlich gute Rock-Band beschallt uns laut mit Red Hot Chilli Peppers, Motoerhead und unbekannteren Sachen. Aber uns egal, unsere Fuesse hassen uns mittlerweile abgrundtief. Wir sitzen. Athen laeuft, tanzt und singt.

Kurz vor 12 verlaesst die Band die Buehne, und es gibt einen Hoellenlaerm. Der wird von einer Bande Buschtrommelnder Griechen verursacht, STOMP auf hellenisch. Nach 10 Min. hoeren sie auf, 2 anscheinend wichtige Leute sagen noch ein paar wichtige Worte, und um Punkt 12 gibt es ein tolles Feuerwerk auf dem Dach eines nahen Gebaeudes. Athen freut sich ueber die Effekte und beklatscht und bejubelt jede Rakete. In Athen gibt es keine Raketen fuer die Athener zu kaufen.

Nach dem Feuerwerk betritt eine griechische Folklore-Truppe die Buehne und verursacht eine Massenbewegung in eine Richtung - weg von der Buehne!!! Alles draengt, schubst, schiebt in eine Richtung. Wir suchen Deckung hinter einer Strassenlaterne bis wir schliesslich auch mitdraengen, -schubsen, -schieben. Wir sind gespannt was wohl als naechstes kommt. Auf dem Weg zum Omonia wird der Strom immer kleiner, bis er sich dort in alle Richtungen zerstreut. Wir stehen ratlos rum. Alles wuselt, immer weg vom Platz, offensichtlich nach Hause. Wir schauen auch ins Hotel, Lage peilen. Elli ist sehr blass ums Nasenspitzerl. Fuer sie waren es heute zu viele Kilometer. Ich stecke sie ins Bett.
Im 8. Stock ist eine Party im Gange. YMCA, Daddy Cool und andere zeitnahe Hits bringen Stimmung in die vereinzelt partywilligen Gaeste. Ich fluechte sehr schnell.
In der Hotelbar genehmige ich mir noch ein Mythos Beer. Das zweite hole ich mir selber hinter der Bar. Das dritte bekomme ich geschenkt. Wenn das kein guter Start ins Jahr ist… Bier geschenkt… Schnarchepueh…

Tag 8: Neujahr. Feiertag. Wie schon an den Weihnachtsfeiertage haben sehr viele Geschaefte geschlossen. Elli ist immer noch sehr schwach auf den Beinen. Nach dem Fruehstueck steckt sie sich ins Bett und schlaeft den Vormittag durch. Ich lese in der Badewanne. Ich liebe unsere Badewanne.

Nachmittags begehen wir eine kleine Tour auf den Lycabettos. Markanter Huegel mit fast 300 Metern mitten in Athen. Und mit Metaxa-Zahnradbahn zum Gipfel. Oben ist der Ausblick atemberaubend. Wir geniessen das schoene Wetter, sitzen ein bisschen rum, beginnen hinunterzulaufen. Kurz unter dem Gipfel faellt uns ein, dass ein Sonnenuntergang doch sehr romatisch sei. Also wieder rauf. Wir trinken 1 Glaeschen Wein, 1 Cola und 1 Club Sandwich fuer knapp 25 euro. Sehr teure Preise * 12%…

Der Sonnenuntergang ist zu schoen. Knapp rechts von der Akropolis verschwindet ein orangener Feuerball im Meer und malt mit Regenbogenfarben an den Himmel. Seeeeehhhrr romantisch.

Dann - *BUUUUUMMMMM*. ???????????????? *BUUUUUMMMMM*.

Der ganze Berg wackelt. Wir wundern uns was los ist, und sehen Rauchfahnen aufsteigen. Wie schwer sind wir getroffen? Alle Mann von Bord, Frauen und Kinder zuerst! *BUUUUUMMMMM*
Wir wollen den Schaden begutachten und steigen *BUUUUUMMMMM* ab zur Quelle des *BUUUUUMMMMM*. Nach ein paar weiter Kanonenschlaegen entdecken wir ein paar vereinzelte Soldaten, die mitten auf der Strasse mit 2 Haubitzen in Richtung Meer ballern. Sinn und Unsinn dieser Aktion sind uns noch nicht klar, aber wir haben unsere Spione darauf angesetzt.

Wir steigen von Huegel ab, essen in Goodys, einer weiteren FastFood Kette. Und jetzt sitzen wir hier und schreiben womoeglich den letzten Livebericht aus Athen. Morgen ist noch ein Tag, den wir vermutlich mit Shopping verbringen werden, und dann gehts wieder nach Haus. Wir werden natuerlich berichten, und ein Fazit mit Reisetips gibts dann auch noch. Aber erst daheim :)

Bis bald

Andellios

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